Sonntag, 15. Mai 2016

Von Süd nach Nord, von Ost nach West: Das Bier-Werbeplakat scheint ultra-präsent in der Stadt. Beim Warten auf die Tram denke ich mir deshalb Biographien für die beiden aus, lande aber immer wieder bei Arthur Schnitzlers Leutnant Gustl. (Was etwas ungerecht ist, denn die Zwei sehen ja gewiss nicht aus wie tumb ehrsüchtige Duellanten.) 


Die freien Assoziationen sind übrigens NICHT Bier-gesättigt und noch nicht einmal — oder kaum - vom hiesigen Wodka stimuliert, der, so höre ich überall, weniger Kohlenhydrate habe als das plakat-beworbene Gebräu und somit fast ein Diätprogramm darstelle. Mit Gedanken wie diesen dann zwei- oder dreimal die Woche in "mein" Hallenschwimmbad an der Ulica Teatralna, das 1897 nach Entwürfen des Architekten Wilhelm Werdelmann erbaut wurde und bis heute seinen antikisierenden Charme bewahrt hat.

Während ich dort meine Bahnen schwimme, kommt bereits der nächste Synapsensprung —apropos Wasser. Um mir den Straßennamen Podwale zu merken, hatte ich mir in den ersten Tagen meines Hierseins (vor einer halben Ewigkeit, vor vier Wochen) eine Art Eselsbrücke erbaut. Noch wusste ich nicht, dass "Podwale" auf deutsch "Zum Stadtwall" hieß, aber das von Blättern und Zweigen verschattete Wasser des schmalen Stadtgrabens (an bestimmten Biegungen, zu bestimmten Uhrzeiten an Amsterdamer Grachten erinnernd) sah ich sehr wohl.

Ergo: Pottwal! Und auf diesem Umweg stracks zu Herman Melvilles "Moby Dick" und Captain Ahab. Könnten — letzte Assoziation, ehe ich hinter dem RENOMA schließlich meine Stipendiaten-Wohnung erreiche, nüchtern — die beiden Tyskie-Männer nicht auch Seeleute sein, mit ihrem legendären Schiff Pequod am Stadtgraben geankert und in Höhe des Opernhauses an Land gekraxelt?

Jetzt müsste zum schrägen Libretto nur noch die passende Musik her ...
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